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MAXIMILIAN MAURACHER
15.01.2023
Gestern stand ich an der Abrisskante des Tagebau Garzweiler in Westdeutschland. Das Ausmaß der Zerstörung ist unbeschreiblich – und zu erahnen, wie sich der riesige Bagger Schicht für Schicht durch den kohlenreichen Boden arbeitet, erschreckend.
‘Bitte treten Sie von der Kante zurück! Sie befinden sich in Lebensgefahr!’, tönte es unten aus dem Tagebau.
Die größere, wissenschaftlich belegte Lebensgefahr – die für uns alle – liegt aber noch unter meinen Füßen begraben. Dort in Lützerath verläuft nämlich nicht nur symbolisch, sondern sehr real Deutschlands 1,5°C-Grenze. Denn mit der Förderung der Kohle wird Deutschland seine Klimaziele nicht mehr einhalten können – und das wirkt sich auch über seine Grenzen hinweg aus.
Die Bilder der Räumung von Lützerath, dem Dorf das einem kruden Kompromiss zwischen Konzern und Politik zum Opfer fällt, zeigen der ganzen Welt: Auch Deutschland – ein Land das sich gern als Klimavorreiter positioniert – will sich weiterhin die zerstörerische Kohle leisten. Das Pariser Abkommen? Nicht viel mehr als ein Lippenbekenntnis.
Gestern forderten 35.000 Menschen – jung und alt – in einer Großdemonstration den Kohlestopp und den Ausbau erneuerbarer Energien. Doch das Gegenteil passiert: Windräder werden zurückgebaut, um Platz für den Tagebau zu machen!
Ich wünschte dieselbe Energie, die in diesen Tagen an vielen Stellen aufgewendet wird, um Lützerath in den Boden zu stampfen, würde endlich in den Ausbau von Solar- und Windenergie, oder in die schnelle Erforschung und Skalierung von Großspeichern gesteckt. Damit Energiesicherheit unabhängig von fossilen Brennstoffen gewährleistet werden kann.
Ich wünschte, die Einzelinteressen eines Unternehmens stünden nicht über unser aller Sicherheit und Gesundheit.
Es macht sprachlos, dass das bloße Eigentum von Land darüber entscheidet, dass ein Unternehmen wie RWE die Umwelt und unser Klima (und ganz abgesehen davon auch das Zuhause vieler Menschen) zerstören darf. In Absprache mit Deutschlands Regierung und währenddessen "Klimakanzler" Scholz ein neues, innerhalb kürzester Zeit gebautes LNG-Terminal einweiht.
Was wir endlich brauchen sind Spielregeln, die den Schutz von Menschen und Planeten über die Profitinteressen einiger weniger stellen. Spielregeln, an die sich Unternehmen und Regierungen gleichermaßen halten müssen und die nicht mit Lobbyarbeit verwässert werden können.
Dafür brauchen wir Unternehmen für die öffentliche Versorgung, die uns allen gehören. Infrastruktur in öffentlicher Hand, mit transparenten und demokratischen Strukturen. Und vor allem brauchen wir Medien, die die Klimakrise endlich ernst nehmen und faktenbasiert darüber berichten.
Die gestrige Berichterstattung macht wohl jeden, der vor Ort war, betroffen - wieder liegt der Schwerpunkt auf der vermeintlichen Gewalt von Aktivist:innen. Kaum geht es um die Zerstörung unserer Lebensgrundlagen und ganzer Landstriche durch die Kohleförderung, dem dreckigsten aller fossilen Brennstoffe.
Am ungleichen Machtverhältnis – David gegen Goliath – blieben vor Ort keine Zweifel: Tausende Polizisten machten ein Durchkommen nach Lützerath unmöglich. Hunderte aufgereihte Polizeiwagen riegelten das gallische Dorf ab. Schon zu Beginn wurde mit Wasserwerfern und ‘unmittelbarem Zwang’ gedroht. Statt Gewalt seitens der Demonstrant:innen gab es aber vor allem eins: Solidarität. Wir halfen uns gegenseitig aus dem Matsch, in den manche fast knietief eingesunken waren. Wir reichten einander die Hand, um über die Erdwalle zu kommen, die die Polizei in den letzten Tagen als weitere “Sicherheitsmaßnahme” aufgeschüttet hatte.
Wir - und das war gestern entgegen des gerne gezeichneten Bildes keine wohlstandsverwahrloste, arbeitslose Gen Z, sondern ein buntes Abbild der Gesellschaft - handelten nicht aus purem Eigeninteresse, sondern aus Wertschätzung und Respekt. Vor allem aber in der Hoffnung auf ein besseres Leben für alle ohne Ausbeutung, Umweltzerstörung und Diskriminierung.
Kurz bevor ich die Demonstration verließ, stand ich neben einem älteren Pärchen – geschätzt Mitte 70 -, dessen laute Parolen den Blaulichtern und Flutscheinwerfern entgegenhallten: ‘Wir sind viele, wir sind laut, weil ihr uns die Zukunft klaut.’
Am Samstag sind 35.000 Menschen nach Lützerath gekommen, um gemeinsam ein Zeichen für eine lebenswerte Zukunft zu setzen. Eine Zukunft frei von Kohle. Eine Zukunft, die möglich ist. Zeit, es zu beweisen.
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