MICHAEL KATZMANN
07.12.2020
Bisher haben wir in meiner Kolumne hier auf dem Blog des NEW STANDARD.STUDIOs externe Faktoren wie z. B. Markttrends (Generationswechsel) und externe Unternehmensfinanzierung (Green Financing und Kapitalmärkte) als Argument dafür gebracht, dass sich Unternehmen schleunigst verändern müssen, um morgen am Markt zu bestehen.
Das sind jedoch nicht die einzigen wesentlichen Gründe. Im Folgenden beleuchte ich daher die internen Faktoren, die in Zukunft Unternehmenserfolg beeinflussen werden.
Die größte Stellschraube beim Thema Umsatz ist der Preis. Eine Preiserhöhung hat einen wesentlich höheren Einfluss auf den Profit und erhöht, im Gegensatz zur Volumensteigerung (Menge), nicht die (variablen) Kosten eines Unternehmens.
Besteht die Möglichkeit, dass soziale und nachhaltige Unternehmen höhere Preise verlangen können, auch wenn sie in übersättigten Märkten agieren?
In einer Ökonomie der gesättigten Märkte finden typischerweise Preiskämpfe statt. Diese werden über Mengen-Output (Economy of Scale) solange vorangetrieben, bis nur noch wenige Marktteilnehmer ein Oligopol bilden können.
Die Globalisierung und die damit einhergehende Verlängerung der Werkbank nach China (und nun nach Südostasien, weil China zu teuer geworden ist) ist ein Ausdruck des harten Preiskampfes in gesättigten Märkten.
In dieser Welt hat nachhaltiges und soziales Handeln bisher wenig Platz gehabt.
Traditionell werden zur Preiskalkulation die Kosten für die Erstellung eines Produktes addiert und mit kalkulatorischen Aufschlägen versehen. Diese Methode führte dazu, dass vor allem die Kostenseite eines Unternehmens für den Preis verantwortlich war und durch Effizienzsteigerungen Preise immer weiter gedrückt werden konnten. Doch, wie sehr interessiert es Kund*innen, was die Herstellung eines Produktes wirklich kostet?
Wissen Sie, wie hoch die Materialkosten für die Erstellung eines Espressos in Ihrem Lieblingscafé sind?
Diese Frage stelle ich meinen Student*innen jedes Jahr und von durchschnittlich 30 Studierenden heben vielleicht fünf ihre Hand. Wenn ich jedoch dann frage, wie hoch die Herstellungskosten für ihren Kaffee ist, den sie täglich in der Cafeteria trinken, hat noch nie jemand die richtige Antwort parat gehabt.
* (Die Antwort: Die Herstellungskosten liegen zwischen 0,08 Euro und 0,14 Euro).
Was heißt das konkret?
Die Luxusgüter Industrie hat das Prinzip der Vorstellung schon früh begriffen. Dies beweisen die enormen Renditen, die Unternehmen wie LHVM und Co. jedes Jahr erwirtschaften. Umsatzrenditen von 19 Prozent und mehr sind nicht selten.
Wer es versteht, über die Werte der Konsument*innen zu verkaufen, trifft auf eine Schicht von Käufer*innen, die wesentlich weniger sensibel auf Preissteigerungen reagieren.
Könnte es sein, dass das Thema Nachhaltigkeit und sozialer Umgang wichtige Werte für eine steigende Zahl der Kund*innen von heute und besonders von morgen sind? Vor allem in einer Wirtschaft, in der Übersättigung Status Quo ist?
Die Annahme ist, dass schon heute – jedoch in Zukunft wesentlich verstärkt – Unternehmen ihre Produkte über Werte und Vorstellung ihrer Kund*innen verkaufen müssen. Das beeinflusst auch die Preispolitik, denn aus der materiellen Sicht werden immer mehr Menschen weltweit zur Mittelschicht.
Die erhöhten Margen können dabei für das Vorantreiben einer ökologischen Unternehmensstrategie (z.B. negative CO2 Emission) verwendet werden. Auch bietet es sich an, Mitarbeiter*innen einen nachhaltigen und sozialen Arbeitsplatz zu gewährleisten. Wir wissen ja bereits, dass gerade diese Umstellung dem gesamten Unternehmen gut tut. Denn es reduziert nicht nur Mitarbeiter*innen-Fluktuation, sondern steigert auch Produktivität.
Wie das Investieren in ein nachhaltigeres Miteinander aus der Sicht eines*einer Finanzleiters*Finanzleiterin aussehen kann, sehen wir uns gemeinsam nächste Woche an. Ich freue mich auf Sie!
Expert Opinion von
MICHAEL KATZMANN
Ob Private Equity, Supply Chain Management oder als aktiver CFO – Michael versteht Unternehmensfinanzen. Als gelernter Börsenanalytiker weiß er, dass Nachhaltigkeit in naher Zukunft zum Leitprinzip erfolgreicher Unternehmen wird. Und genauso weiß er, dass Klimaneutralität auch wirtschaftlich tragbar und idealerweise profitabel sein muss.
Michael berät Unternehmen, die ihre finanziellen Ziele mit Nachhaltigkeitszielen in Einklang bringen wollen. Gelehrt von Günther Baudenbacher ist Michael ein einzigartiger Leadership Coach sowie ein charismatischer Trainer, der Unternehmen in Zeiten des Wandels unterstützt.
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