MONIKA KANOKOVA
06.04.2021
Was ist Erfolg? Was ist sozialer Erfolg? Was ist wirtschaftlicher Erfolg?
Im 21. Jahrhundert dürfen wir uns die Frage stellen, wie wir diese Definitionen neu denken möchten.
In den letzten Jahrzehnten wurde Erfolg anhand des BIP-Wachstums gemessen. Einem KPI, der aus der Ära der wirtschaftlichen Depression, des Weltkriegs, der Rivalität des Kalten Krieges entstand.
Zukünftig soll Erfolg anhand des Donuts gemessen werden – damit niemand in der Mitte durchfällt und niemand über den Rand hinausschießt.
Der Donut ist eine Metapher des neuen Wirtschaftsdenkens, die von Kate Raworth entworfen wurde.
Das Loch in der Mitte steht für den Teil der Gesellschaft, dessen Grundbedürfnisse nicht erfüllt werden, weil er keinen ausreichenden Zugang zu Nahrung, Wasser, Obdach oder zur politischen Mitbestimmung hat.
In Annäherung an die UN-Nachhaltigkeitsziele definiert Kate Raworth zwölf Bereiche, die als soziales Fundament gelten:
Im Moment fallen 11% der Weltpopulation durch das Loch im Donut.
Der äußere Kreis des Donuts versinnbildlicht die ökologischen Erdgrenzen. Wenn diese dauerhaft überschritten werden, ist das Gesamtsystem Erde – und somit auch die menschliche Existenzgrundlage – in Gefahr:
– Klimawandel
– Ozeanübersäuerung
– Chemische Verschmutzung
– Stickstoff- und Phosphorbelastung
– Süßwasserentnahme
– Bodenumwandlung
- Verlust der biologischen Vielfalt
– Luftverschmutzung
– Abbau der Ozonschicht
Das Ziel ist es, ein Gleichgewicht zu schaffen zwischen menschlicher Aktivität und den planetarischen Erdgrenzen – also im Bereich zwischen Erfüllung der Grundbedürfnisse und Belastung des Planeten zu leben und zu wirtschaften. Wir alle sollten unsere Bedürfnisse auf dem Schwimmring – sozusagen der Komfortzone – erfüllen können und so auch die Schere zwischen Arm und Reich wieder schließen. Die Frage, die Kate Raworth stellt, ist: Wie können wir ein Wirtschaftssystem schaffen, bei dem es darum geht, zu gedeihen statt exponentielles Wachstum anzustreben?
Endloses Wachstum galt als das prägende Wirtschaftsmodell des Industriezeitalters, das die Klimakrise einläutete. Die Große Akzeleration ist dabei der Sinnbegriff des dramatischen Anstiegs der Wachstumsrate in einem breiten Spektrum von Messgrößen menschlicher Aktivität. Sozioökonomische Einflüsse wie eben das Bevölkerungswachstum oder Wasserverbrauch und Telekommunikation stiegen ebenso rapide an wie die Erdsysteme und somit der CO2-Ausstoß, Methan, Fischfang oder Degradierung der Biosphären. Das hat vor allem damit zu tun, dass natürliche Ressourcen und Bodenschätze nicht korrekt bepreist sind, sondern Spekulation und der Marktwirtschaft unterliegen. Denn im Preis eines Holzsessels sollte nicht nur die Arbeitszeit, die Veredelung, Logistik und Marketing mit einberechnet werden, sondern auch die CO2-Menge, die durch das Abholzen des Baumes weniger kompensiert werden konnte.
Als weltweit erste Stadt erarbeitete Amsterdam einen Umsetzungsplan für die Donut-Ökonomie und plant dabei, zukünftig neue Standards bei der Stadtentwicklung zu setzen. Konkret heißt das zum Beispiel, dass bis Ende 2022 10% der neuen Bauprojekte mit 10% rückgeführten Materialien konstruiert werden sollen. Ein Wert, der bis 2030 auf 50% steigen soll und bis 2050 bei 100% Materialien aus der Kreislaufwirtschaft schließen soll. Das ist nur eines von vielen Beispielen, wie die Stadt Amsterdam plant, eine nachhaltige Wirtschaft als Teil ihrer DNA zu implementieren.
„Genug für alle für immer“ gilt als Ziel der Nachhaltigkeitsdebatte und bewegt zurzeit Menschen aus allen Kreisen und über Partei- und Ideologiegrenzen hinweg.
Als erste Generation sind wir uns dessen bewusst, dass wir die Erdkapazitäten durch menschliche Entwicklung untergraben. Wir sind die Ersten, die begreifen, dass es Bodenschätze nicht in endlosen Mengen gibt. Das heißt aber auch, dass wir uns überlegen müssen, wie wir mit unseren Ressourcen wirtschaften, damit wir am Ende – egal ob im globalen Süden oder Norden – Platz auf der Komfortzone des Donuts haben. Und auch, was unsere neuen Erfolgsindikatoren sind – denn das BIP hat längst ausgedient.
NEW LETTER.S
Want to learn more about how we’re setting new standards in this world? Subscribe to our newsletter to get practical tips and fun insights into sustainable change.
NEW LETTER.S
Want to learn more about how we’re setting new standards in this world? Subscribe to our newsletter to get practical tips and fun insights into sustainable change.