LAURA SCHNELLE
29.03.2021
Wenn Kolleg*innen zu einem sagen: „Ich find das einfach falsch. So geht das nicht.“ kann es durchaus sein, man erstarrt und fühlt sich gleich unwohl. Automatisch antwortet man mit Selbstverteidigung, antwortet mit einem frechen Kommentar oder fällt vielleicht auch in sich zusammen. Viel einfühlsamer wäre, würden wir Sätze, wie „Mich irritiert das, weil ich mir [Kooperation/Austausch/Entspannung] wünsche.“ Die Dynamik solch eines Gesprächs würde völlig anders verlaufen – auf jeden Fall empathischer und gefühlvoller. Eine kleine Formulierung, die aber Miteinander statt Gegeneinander signalisiert.
Der Unterschied zwischen diesen beiden Formulierungen liegt an der Grundhaltung. Der zweite Satz ist auf Gewaltfreie Kommunikation zurückzuführen. Einer Kommunikationsart, die man sich bewusst machen und trainieren kann, um empathischer zu kommunizieren.
Ursprünglich entwickelte den Ansatz der Gewaltfreien Kommunikation (kurz GFK) der PSychologe und Mediator Marshall Rosenberg, um zwischenmenschliche Kommunikation empathischer und friedlicher zu gestalten.
Er wollte Menschen daran erinnern, wie unsere zwischenmenschliche Kommunikation ursprünglich gedacht war – nämlich einfühlsam und empathisch. Marshall war selbst geprägt von Gewalterfahrungen und Diskriminierung und setzte sich später besonders dafür ein, alte Muster von Verteidigung und Angriff aufzulösen und mehr Verbindung zwischen Menschen zu schaffen.
Die GFK erlaubt es uns, auf eine Weise zu kommunizieren, die Türen öffnet, statt Mauern zu bauen. Sie schafft jenseits von moralischen Urteilen eine Verbindung zwischen Menschen, mit Hilfe derer die eigenen Gefühle und Bedürfnisse zum Ausdruck kommen können. Dieses empathische Eingehen auf Gefühle und Bedürfnisse führt dazu, dass wir potenzielle Konfliktthemen miteinander statt gegeneinander angehen können.
„Was ich in meinem Leben will, ist Einfühlsamkeit, ein Fluss zwischen mir und anderen, der auf gegenseitigem Geben von Herzen beruht.“ – Marshall Rosenberg
Bewertungen fragen danach wer Recht und wer Unrecht hat und geht davon aus, dass es eine universelle Form von „richtig“ und „falsch“ gibt. Wenn wir uns darüber austauschen, welche Gefühle und Bedürfnisse in uns berührt werden, wenn wir über ein Thema diskutieren, werden die persönlichen Beweggründe und Anliegen deutlich und wir können gegenseitiges Verständnis entwickeln. (Praktische Hilfsmittel mit Listen von Gefühlen und Bedürfnissen gibt es hier)
Die Fähigkeit, in sich hineinspüren zu können und die Fragen „Wie fühle ich mich?“ und „Was brauche ich jetzt?“ beantworten zu können, wird in der GFK als Selbstempathie beschrieben. Oft hören wir nicht nur anderen Menschen nicht zu, sondern sind auch oft taub für innere Stimmen, Gefühle und Intuitionen. Wenn uns die eigenen Gefühle und Bedürfnisse präsenter sind, können wir sie auch anderen mitteilen und gemeinsam Lösungen finden.
In Konflikten wollen Menschen meist sichergehen, dass sie gehört und verstanden werden. So kommt es, dass wir oft unsere eigene Position sehr häufig und laut wiederholen, weil wir innerlich unser Bedürfnis nach Verständnis erfüllen wollen. Da unser Gegenüber aber oft dasselbe „Problem“ hat, versuchen beide Seiten oft nur um Gehör zu kämpfen. Wenn wir uns gegenseitig erlauben, den eigenen Standpunkt wirklich auszuführen und uns gegenseitig zuhören – um des Zuhörens willen und nicht um uns schon unsere eigenen Argumente zurecht zu legen – dann kann Kontakt und Miteinander gelingen.
Vorher: „Jetzt hör mir doch auch mal zu!“
Nachher: „Habe ich dich richtig verstanden, dass…?“
Vorher: „Wieso verstehst du nicht, dass das einfach doof war von dir?“
Nachher: „Geht es dir dabei um [Gleichberechtigung/Selbstbestimmung/Effizienz]?“
Vorher: „Das können wir so nicht machen, das geht nicht.“
Nachher: „Ich mache mir Sorgen um die Umsetzung, ich brauche da [Unterstützung/Vertrauen].“
Vorher: „Wie können denn alle so unfähig sein?!“
Nachher: „Ich bin vielleicht etwas gestresst und brauche eine Pause…“ 😉
Mit Übung lernt man, auf einer gefühlvollen Ebene zu kommunizieren. So lassen sich auch schwierige Konflikte oder unangenehme Situationen konstruktiv und durch eine gesunde Gesprächskultur überwinden. Gerne werden GFK Seminare von Teams gebucht, um eben an der Unternehmenskultur aktiv zu arbeiten. Das merkt man am Ende auch am Unternehmensklima und einem gefühlvollen Umgang mit den Kolleg*innen.
Laura Schnelle arbeitet mit Begeisterung als selbstständige Trainerin für Gewaltfreie Kommunikation, Coach und Yogalehrerin und unterstützt dabei Menschen auf dem Weg zu einem gesunden Geist in einem gesunden Körper. Der ständigen Selbstoptimierung stellt sie radikale Selbstakzeptanz entgegen, als ersten Schritt zu einer nachhaltigen Veränderung. Ihr Ziel ist es, ihren Mitmenschen einen einfachen Weg zu mehr Empathie mit sich und anderen zu vermitteln, welcher Verbindung und Wachstum ermöglicht.
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