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Von der Bachelorarbeit zur Sozialunternehmerin
FANNI FLORIAN
24.11.2021
Während des Kommunikationsdesign-Studiums waren wir mit einem Studienstipendium in Indien. Das Plastikproblem zeigte sich hier noch einmal in einer ganz neuen Dimension, als wir es bisher kannten. Gleichzeitig erlebten wir, wie normal es für Menschen in Indien war, das zu verwenden, was sie an natürlichen Materialien schon hatten. Viele Naturprodukte wurden im Alltag völlig selbstverständlich verwendet; egal ob als Verpackung, als Teller, oder was eben sonst gerade fehlte. So lernten wir auch die Arekapalme kennen.
Die Blätter der Arekapalme fallen in Indien als Agrar-Nebenprodukt an, da sie ganz natürlich im Laufe ihres Lebenszyklus Blätter abwirft. Durch die Beschaffenheit und Größe der Palmenblätter lassen sie sich mit einem energiearmen hydraulischen Verfahren in Form pressen. Sie benötigen auch keine weitere Behandlung mit Zusatzstoffen. Eine Menge Potential, wie wir fanden.
Zum einen natürlich ganz klar das Potential, mit unserem Produkt Plastik ersetzen zu können. Während unserer Zeit in Indien haben wir gemerkt, dass unsere Idee noch andere Dimensionen hat.
Wir bekamen viele Einblicke in die Kultur und das Leben vor Ort und versuchten die soziokulturellen Strukturen der indischen Gesellschaft besser nachzuvollziehen. Das Denken und Handeln ist in Indien oft ganz anders als wir es in Deutschland gewöhnt sind. Wir waren neugierig. Deshalb habe ich auch einen Master in Modernen Süd- und Südostasienstudien begonnen. Ich wollte meinen postkolonialen Blick schärfen und tiefer in das Leben und die indische Kultur eintauchen.
Für uns ist Arekapak inzwischen nicht nur ein Unternehmen, mit dem wir nachhaltige Verpackungen produzieren. Wir sehen Arekapak als Chance, die Strukturen vor Ort zu stärken, Arbeitsplätze zu schaffen und nicht ausgebildeten Menschen, insbesondere Frauen, Perspektiven bieten. Und das geht nur, wenn wir uns als Teil der Struktur und Kultur vor Ort begreifen.
Derzeit arbeiten wir mit bereits vorhandenen, kleinen Betriebsstätten in ländlichen Regionen zusammen. So können wir die lokalen Strukturen unterstützen und Arbeitsplätze vor Ort sichern. Wir haben uns auch mit der Frage einer eigenen Produktionsstätte auseinandergesetzt. Wie es aussieht, hat das allerdings keinen nennenswerten ökonomischen Vorteil, sodass wir derzeit eher daran arbeiten ein Netzwerk aus verschiedenen Zulieferern aufzubauen. Zudem wollen wir auch nicht mit den lokalen Herstellern konkurrieren.
Bewusst haben wir auch bisher auf externe Investor:innen verzichtet. Wir wollten den Druck herausnehmen, gleich groß skalieren zu müssen, ohne die sozialen Gegebenheiten vor Ort einzubeziehen. Es ist uns nach wie vor wichtig, sozial gerecht zu wachsen, um vor allem den Menschen vor Ort einen Mehrwert zu bieten.
Ja, tatsächlich. Ich beschäftige mich im Rahmen meines Studiums mit den Themen „gender inequality” und “unskilled labor”. In Indien gibt es viele Menschen (besonders Frauen), die ohne Ausbildung arbeiten, um sich und ihre Familien zu ernähren. Momentan bewegt mich die Frage, wie wir diese Frauen und ihre unterschiedlichen Kompetenzen in Arekapak noch besser einbinden und ihnen Perspektiven bieten können.
Das ist etwas, was wir definitiv noch ändern wollen. Gerade jetzt, wo internationaler Handel durch Corona deutlich schwieriger und kostenintensiver geworden ist. Zur Zeit ist es allerdings so, dass Menschen in Indien Produkte und Materialien aus dem Westen viel spannender finden, als die Naturprodukte, die sie jeden Tag sehen. Das Interesse an unseren Produkten ist also weniger vorhanden. Ganz anders als in Deutschland, wo das Material etwas Besonderes ist. Hinzu kommt, dass wir preislich mit den großen Kunststoffunternehmen noch nicht mithalten können. Menschen in Indien sind auch noch nicht bereit, diese Mehrkosten für nachhaltigere Produkte zu bezahlen. Wir merken aber, dass es vor Ort allmählich einen Wandel gibt und arbeiten daran, Produkte zu konzipieren, die auch den indischen Markt erreichen.
Ja, wir wollen nicht nur ein tolles Produkt auf den Markt bringen, sondern auch zeigen, dass Unternehmer:innentum anders aussehen kann, als man es bisher kennt.
Es braucht meiner Meinung nach einen neuen Standard für Unternehmen. Es darf sich nicht lohnen, schmutzige Geschäfte zu führen. Wir finden das ganze Blue- & Greenwashing inakzeptabel.
Damit die nötige Wirtschaftstransformation gelingt, braucht es einen gesellschaftspolitischen Wandel. Um den voranzutreiben, halten wir Vorträge an Universitäten und Schulen. Wir wollen inspirieren und den Blick für nachhaltige Lösungen schärfen.
Wir bedanken uns bei Alexandra Matthies von Arekapak für ihre Insights.
Im nächsten Interview dieser Rubrik werden wir Ihnen Kevin Kuhn von Ecotoiletten und ihre Mission der Sanitärwende vorstellen.
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