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MONIKA KANOKOVA
21.01.2021
Zwar ist Offsetting ein wichtiger Bestandteil einer umfangreichen Nachhaltigkeitsstrategie, nichtsdestotrotz wirkt der CO2-Ausgleich für traditionelle Unternehmen als eine schnelle Lösung, mit neuen und nachhaltigen Konkurrenten mitzuhalten. Auf den ersten Blick wertet die Unterstützung sozialer und ökologischer Projekte das Unternehmensimage auf. Doch genau genommen ist das alleinige Carbon Offsetting auch aus Marketingsicht nur temporär sinnvoll, denn der*die aufgeklärte Konsument*in von heute wird schnell sehen, dass er*sie es eher mit performativem Aktivismus statt ernsthaftem und ehrgeizigem Umweltengagement zu tun hat.
Nachhaltigkeit ist für viele Unternehmen ein relativ neues Thema, denn bis dato wurde nicht einmal darüber nachgedacht, natürliche Ressourcen wahrhaftig und inklusive ihrem negativen Impakt mit einem angemessenen Preis zu versehen. Zum jetzigen Zeitpunkt kann man daher gerade bei großen Unternehmen nicht von Perfektion sprechen. Viel mehr geht es um Transparenz und die Willenskraft zum Fortschritt und Innovation. Bei Nachhaltigkeit geht es immer auch um Langfristigkeit. Stellen Sie sich also die Frage: Sind jährliche Einmalbeiträge eine langfristig wirksame und gute Lösung im Kampf gegen den Klimawandel?
Ihr Geld könnte wesentlich besser angelegt werden. Zum Beispiel in Forschung und Entwicklung, die Definition von nachhaltigen Unternehmenszielen und deren rasche Umsetzung oder, noch einfacher: in konkrete Maßnahmen wie das Schaffen nachhaltiger Systeme im Unternehmen oder die Fortbildungen von Mitarbeiter*innen, um nachhaltiges Verhalten zu fördern – und so auch unternehmensinterne Innovationen zu beschleunigen.
Aus der wirtschaftlichen Perspektive handelt es sich beim alleinigen CO2-Ausgleich nur um einen zusätzlichen Kostenfaktor. Und wir sprechen hier von einem Kostenfaktor vor der (absehbaren) Einführung einer CO2-Steuer. Es ist daher zu erwarten, dass dieser Kostenpunkt eine steigende Ausgabe darstellt. Schon vor 15 Jahren wurden erste Mechanismen festgelegt, die klar zeigen, dass das Befreien der Unternehmensschuld durch Abgaben kein zukunftsfähiger Lösungsansatz ist.
So wurde 2005 im Rahmen der EU-Klimapolitik ein Cap-and-Trade-System eingeführt. „Das System beruht darauf, dass ein Betreiber einer erfassten Anlage für jede Tonne emittiertes CO2 ein gültiges Zertifikat vorlegen muss und es nur eine begrenzte Menge (ein „Cap“) an neuen Zertifikaten pro Jahr gibt. Ein Teil der Zertifikate wird Anlagenbetreibern kostenlos zugeteilt, die übrige Menge versteigert. Zertifikate sind handelbar, d. h. Betreiber können überschüssige Zertifikate verkaufen oder müssen zusätzlich benötigte Zertifikate nachkaufen. Emissionen erhalten so einen Preis und Anlagenbetreiber einen Anreiz, ihre Emissionen zu verringern.“ 1
Ein Beispiel:
Laut Umweltbundesamt verursacht eine Tonne CO2 Schäden von 180 Euro. Als untere Grenze für einen CO2-Preis pro Tonne sollte der jeweils aktuelle CO2-Zertifikatspreis beim europäischen Emissionshandel gelten. Ein Preis, der logischerweise stetig steigen wird.
Ein Unternehmen wie z.B. ein Berliner Start-up aus dem Servicesektor mit ca. 70 Mitarbeiter*innen mit jährlichen Gesamtemissionen von 70 Tonnen CO2 müsste laut Umweltbundesamt also ein Budget von 12.600 € einplanen, um für die entstandenen Schäden aufzukommen.
Bei einem aktuellen Preis von 31,30 € für ein CO2-Zertifikat würde der Erwerb von 70 CO2-Zertifikaten aber nur 2.191 € kosten.
Im Budget bleiben dementsprechend also 10.409 €, die für Maßnahmen zur Reduktion der direkten und indirekten Emissionen zur Verfügung stehen.
„Normale“ Kompensationsanbieter sind im Vergleich noch mal günstiger – unwahrscheinlich also, dass hier wirklich korrekt kompensiert wird:
Die Kompensation von 70 Tonnen bei atmosfair hätte im Jahr 2020 1.601 € gekostet.
Die Kompensation von 70 Tonnen bei myclimate hätte im gleichen Jahr 1.319 € gekostet.
Zum jetzigen Zeitpunkt wird diese Klimaschutz-Position im Budget als Ausgabe deklariert, ohne dabei auf einen Gegennutzen zu achten. Das ist weder wirtschaftlich, noch ist auf lange Sicht der CO2-Ausgleich der richtige Weg: Die Dekarbonisierung der Wirtschaft ist die einzige nachhaltige Lösung. Bis dahin sind innovative (aber bisher noch großteils unerprobte) Ideen, wie etwa die Aufnahme von CO2 aus der Atmosphäre und deren Einlagerung im Boden oder Umwandlung in Materialien z.B. für die Bauindustrie, ein guter, wichtiger und richtiger Schritt.
Die Frage, die sich also jedes Unternehmen gerade jetzt stellen sollte, ist: Wo wollen wir langfristig hin?
Mehr dazu im dritten Teil der Reihe: Nachhaltigkeit als Unternehmensziel.
Dieser Artikel wurde in enger Zusammenarbeit mit Jonas Wegener erstellt. Jonas Wegener ist ausgebildeter Pädagoge und Gründer des beliebten Onlinekanals Nachhaltiger Leben in Berlin. Er berät Unternehmen zur Nachhaltigkeit und nutzt seine Online-Präsenz, um unterhaltsam über persönliche und politische Veränderung aufzuklären.
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