MAXIMILIAN MAURACHER
01.04.2022
Jede:r kennt es aus dem Privaten und für Unternehmen ist es nicht anders: Etwas Neues zu starten, kostet Überwindung. Wer sich aber große Aufgaben in kleine Portionen einteilt, kommt schneller ans Ziel.
Gemeinsam mit unseren Kund:innen arbeiten wir auch an Nachhaltigkeitsberichten – für viele davon ist es das erste Mal. Was es dabei zu beachten gilt, wo wir unterstützen und wie man in fünf Schritten zur erfolgreichen Veröffentlichung kommt – Antworten auf diese Fragen bietet unser praktischer Guide:
Im ersten Schritt entwickeln Entscheider:innen ein Leitbild zum Thema Nachhaltigkeit:
– Welche Werte werden im Unternehmen bereits gelebt?
– Ist Nachhaltigkeit in der Unternehmens-DNA verankert?
– Wo soll das Unternehmen in Zukunft stehen und wie erreicht es positiven Impact?
Sinnvoll ist, möglichst früh Ihre Mitarbeiter:innen einzubinden. Die Arbeitsgruppe für den Nachhaltigkeitsbericht sollte nicht nur aus der Geschäftsführung und einem oder einer eventuell bereits vorhanden Nachhaltigkeitsmanager:in bestehen, sondern auch z.B. Führungskräfte aus unterschiedlichen Abteilungen inkludieren. Das sorgt für Verständnis und macht das diverse Nachhaltigkeitsteam zu Botschafter:innen in den jeweiligen Abteilungen für künftige Veränderungen.
Jede Nachhaltigkeitsstrategie sollte in die Unternehmensstrategie integriert werden. Die Unterstützung und Befürwortung des Top-Managements ist unumgänglich. Es garantiert, dass Nachhaltigkeitsbestrebungen vorangetrieben werden – das ist für den langfristigen Erfolg eines jeden Unternehmens ausschlaggebend.
Der Nachhaltigkeitsbericht sollte unternehmensintern als Projekt geplant werden – also mit Roadmap, Personal- und Budgetressourcen. Nur dann können Sie sichergehen, dass der Bericht zeitnah veröffentlicht und zum wirksamen Instrument wird.
Definieren Sie regelmäßige Meilensteine, legen Sie Verantwortlichkeiten fest und benennen Sie klar, zu welchem Zweck der Bericht erstellt wird. Entwickeln Sie gemeinsam eine Grundaussage, die im Anschluss als Leitstern für die Berichterstellung dient. Damit werden Prioritäten klar, das Zeitmanagement planbar und auch das Team wird entsprechend an einem Strang ziehen.
Außerdem sollten Sie entscheiden, nach welchen Standards Sie arbeiten wollen, damit Sie diese von Anfang an berücksichtigen können; Deutscher Nachhaltigkeitskodex oder GRI?
Beim ersten, freiwilligen Nachhaltigkeitsbericht sollten Sie sich an einem der gängigen Standards orientieren. So können Sie feststellen, wo Sie noch nachbessern und interne Prozesse anstoßen müssen, um die Informationen für die Erfüllung der Standards sammeln zu können.
Jahr für Jahr können Sie dann detaillierter auf die gewählten Standards eingehen, sodass Sie bestens auf gesetzliche Verpflichtungen im Rahmen der Berichterstattung vorbereitet sind.
Die Nachhaltigkeitsberichterstattung ist eine Reise – jeder Bericht eine punktuelle Erfassung des Status quo. Schließlich passiert die eigentliche Arbeit zwischen den Veröffentlichungen.
Nun geht es ans Eingemachte: Da Sie nicht über alles und jeden im Unternehmen berichten können, konzentrieren Sie sich am besten auf die für Ihr Unternehmen wesentlichen Themen.
Zuallererst identifizieren Sie alle relevanten Stakeholder und mappen diese. In welcher Beziehung stehen Sie zu den Stakeholdern und was ist Ihnen wichtig?
Um eine Wesentlichkeitsanalyse zu erstellen, analysieren Sie Ihre Geschäftstätigkeiten im Hinblick auf deren Relevanz für die verschiedenen Stakeholder – aber auch deren Auswirkungen auf Gesellschaft, Umwelt und Wirtschaft.
Diese Analyse kann auf unterschiedliche Arten vorgenommen werden. Eine beliebte Methode sind Befragungen. Diese helfen Ihnen, einen klaren Überblick über unternehmensinterne Bewertungen der Themen zu gewinnen. Befragen Sie auch externe Stakeholder wie Kund:innen oder Lieferant:innen. Das führt zu einem umfassenderen Bild.
Auch hier gilt: Starten Sie mit realistischen Erwartungen und machen Sie sich bewusst, dass die Erstellung eines Nachhaltigkeitsberichts ein Prozess ist. Als Unternehmen des Mittelstands muss Ihr erster Bericht nicht mit dem von Konzernen mithalten, die seit Jahren dazu verpflichtet sind. Trotzdem: Die GRI-Standards bieten gute Anhaltspunkte für eine Wesentlichkeitsanalyse und helfen Ihnen, den Fokus für die nächsten Arbeitsschritte zu setzen.
Durch die Wesentlichkeitsanalyse wird es prinzipiell einfacher, sinnvolle Kennzahlen und KPIs zu definieren, die Sie als relevant erachten und über die kommenden Jahre hinweg beobachten und vergleichen wollen.
Mit der Wesentlichkeitsanalyse haben Sie den ersten greifbaren Schritt getätigt, um sinnvolle und auf Ihr Unternehmen abgestimmte Ziele zu definieren. Das bringt bedeutend mehr, als eine in der Zukunft liegende Klimaneutralität groß anzukündigen. Zuerst handeln, dann kommunizieren!
In diesem Schritt ist Struktur gefragt: Ihr Projektteam muss auf der Basis der wesentlichen Themen nun in den Austausch mit fast allen Abteilungen Ihres Unternehmens treten. Welche Daten und Informationen gibt es bereits, zum Beispiel in Umweltmanagementsystemen? Gibt es bereits regelmäßige externe Audits, etwa für Energieeffizienz oder ähnliche Themen?
Vergessen Sie nicht, dass Sie nicht nur ökologische Themen betrachten, sondern auch soziale und dass auch Aspekte der Unternehmensführung relevant sind. Fündig werden Sie dafür etwa in der HR-Abteilung oder im Controlling.
Außerdem ist es sinnvoll, nicht nur die Daten für das vorherige Geschäftsjahr zu sammeln, sondern mehrere Jahre zurückzublicken. So können Sie feststellen, ob bereits realisierte Maßnahmen Früchte tragen und Ihre Emissionen sinken.
Auch ein Blick in die Zukunft sollte Bestandteil sein: Die einzelnen Abteilungen wissen am besten, welche Ziele realistisch und erreichbar sind. Definieren Sie daher in Abstimmung mit ihnen ambitionierte SMART-Ziele mit verschiedenen Zeithorizonten, zum Beispiel kurz-, mittel- und langfristig.
Ihre Nachhaltigkeitsstrategie nimmt nun Form an und wird mit konkreten Zahlen und Zielen bestückt, an deren Erfüllung die jeweiligen Abteilungen arbeiten können.
Übrigens können Sie gerade beim ersten Bericht auf Tools setzen, mit welchen Ihr Team bereits vertraut ist, z.B. Excel. Oder Sie nutzen die Gelegenheit und führen gemeinsam mit den neuen Prozessen auch eine CSR- oder Carbon-Accounting-Software ein, die die Bestandsaufnahme langfristig vereinfacht.
Nachdem Sie all diese Informationen und Daten gesammelt haben, halten Sie sich noch einmal vor Augen, für wen der Bericht gedacht ist. Wer soll ihn lesen und welche Informationen sind dafür besonders relevant? Das wird auch das Format beeinflussen: Ist ein downloadbares PDF auf Ihrer Website die beste Lösung? Oder soll der Bericht dynamischer, etwa in Form einer Microsite, veröffentlicht werden? Letzteres ist vor allem zu empfehlen, um Endkonsument:innen zu erreichen.
Lassen Sie sich dafür von Berichten anderer Unternehmen inspirieren und überlegen Sie, wie Sie den Bericht möglichst ansprechend schreiben und gestalten wollen.
Lange Textblöcke ohne klare Hierarchien und zu viele tabellarische Darstellungen regen nicht zum Lesen an – stattdessen können Sie auf Infografiken, Bilder, Hervorhebungen und Zitate setzen.
Auch wenn es vorrangig um Daten geht: Nichtfinanzielle Berichte sind immer auch als Kommunikationsmaßnahme zu sehen – eine Sprache zu nutzen, die besonders Mitarbeiter:innen und Kund:innen anspricht und begeistert, ist also nicht verkehrt. Achten Sie aber darauf, nicht zu werblich zu werden oder in einen Marketingjargon abzurutschen.
Der erste (für viele noch freiwillige) Bericht setzt für viele Unternehmen neue Prozesse in Gang, da dieser neben Potenzialen auch Lücken sichtbar macht.
Ein Nachhaltigkeitsbericht ist eine gute Grundlage, sich auf die bevorstehenden gesetzlichen Regularien vorzubereiten. Ab 2023 gilt die EU CSR Directive und mit einem ersten, freiwilligen Bericht legen Sie schon jetzt ein solides Fundament und schaffen die nötigen Prozesse, sodass die Berichterstellung ab 2023 einfacher umzusetzen ist.
Abschließend gilt es zu sagen, dass ein Nachhaltigkeitsbericht keine besonders kostengünstige Maßnahme ist, da ein Großteil des Unternehmens dafür eingebunden werden muss. Es ist aber ein wesentlicher Schritt, um anschließend sinnvolle Maßnahmen umzusetzen. Nicht nur für Ihre Nachhaltigkeitsaktivitäten, sondern auch für die nach innen und außen ausgerichtete Kommunikation Ihres Unternehmens. Denn wer mit Nachhaltigkeit wirbt, sollte auf transparente und korrekte Daten – sowohl was Maßnahmen als auch was Ziele angeht – verweisen können, um nicht in die Greenwashing-Falle zu tappen.
NEW LETTER.S
Want to learn more about how we’re setting new standards in this world? Subscribe to our newsletter to get practical tips and fun insights into sustainable change.
NEW LETTER.S
Want to learn more about how we’re setting new standards in this world? Subscribe to our newsletter to get practical tips and fun insights into sustainable change.